"Orgel bewegt!": Metropolis (D 1927)

Am 7. Juni steht Fritz Langs filmisches Meisterwerk METROPOLISbaus dem Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung (www.murnau-stiftung.de) in Wiesbaden auf dem Spielplan. Der 1927 entstandene Film ist ein Meilenstein der Kinogeschichte: In revolutionärer Ästhetik entwirft er eine gleichermaßen mitreißende wie schockierende Zukunftsvision. Wie einst zur Hochblüte des Stummfilms erklingt dazu Livemusik. An der Orgel begleitet der französische Meisterorganist und herausragende zeitgenössische Komponist Thierry Escaich, improvisatorisch und interpretatorisch, die expressionistischen, dystopischen Zukunftsbilder Fritz Langs.

Thierry Escaich, 1965 in Nogent-sur-Marne geboren, ist international bekannter Komponist, Organist und Improvisator. Diese drei künstlerischen Schwerpunkte seines Wirkens beschreibt er als untrennbar miteinander verbundene Elemente, die darin wetteiferten, seinem überbordenden inneren Universum und seinem unbändigen Schaffenswillen Ausdruck zu verleihen. Seine musikalischen Studien führte er am Conservatoire national supérieur de musique de Paris durch, wo er acht erste Preise, und zwar in Harmonielehre, Kontrapunkt, Fuge, Orgelspiel, Orgelimprovisation, Analyse, Komposition und Orchestration errang. Darüber hinaus ist er Preisträger bedeutender internationaler Kompositions- und Improvisationswettbewerbe.
Im Oktober 1992 wurde Escaich als Professor für Tonsatz und Improvisation an das Conservatoire national supérieur de musique de Paris berufen, seit 1997 ist er außerdem Titularorganist der großen Orgel der Pfarrkirche Saint-Étienne-du-Mont in Paris, der früheren Wirkungsstätte von Maurice Duruflé und dessen Frau Marie-Madeleine. Neben diesen Ämtern ist Thierry Escaich eine herausragende Figur der zeitgenössischen Musikszene und einer der bedeutendsten französischen Komponisten seiner Generation. Sein Werkverzeichnis umfasst mehr als hundert Kompositionen unterschiedlicher Gattungen, die nicht zuletzt dank ihrer rhythmischen Energie ein breites Publikum erreichen.
Thierry Escaich hegt eine große Leidenschaft für das Kino, weshalb er in seinen „Ciné-Concerts“ regelmäßig auf der Orgel oder dem Klavier zu Stummfilmen improvisiert. Sein bevorzugtes Instrument dabei ist die „Königin der Instrumente“: „Die Orgel ist ein ganzes Orchester. Ich höre Violinen, Flöten, Hörner, die verschiedenen Mischungen und Kombinationen“, so Thierry Escaich.
Seit 2013 ist Escaich Mitglied der Académie des Beaux-Arts. Im April 2024 wurde er zusammen mit Olivier Latry und Vincent Dubois zum Titularorganisten der Kathedrale Notre-Dame de Paris ernannt.
www.escaich.org

 

Metropolis (D 1927)

Regie: Fritz Lang
Buch: Fritz Lang und Thea von Harbou
Kamera: Karl Freund, Günther Rittau, Walter Ruttmann
mit: Brigitte Helm, Gustav Fröhlich, Alfred Abel, Rudolf Klein-Rogge, Fritz Rasp, Theodor Loos, Erwin Biswanger, Heinrich George

Für Fritz Langs filmisches Meisterwerk METROPOLIS wandelt sich die gold-glänzende Pfarrkirche in einen Kinosaal. Der 1927 in bis dahin ungeahnter Bildgewalt und monumentaler Länge entstandene Film ist selbst ein Meilenstein der Kinogeschichte, entwirft er doch eine gleichermaßen mitreißende wie schockierende Zukunftsvision, die uns in manchen Aspekten immer wieder einzuholen scheint. „Filmästhetisch ein virtuos durchkomponiertes Licht- und Schattenspiel, das durch suggestiven Montagerhythmus und architektonische Phantasie fesselt; filmgeschichtlich ein früher Klassiker des Sciencefiction-Kinos; zeitgeschichtlich ein aufschlussreicher Kommentar zur Sozialpsychologie der Massengesellschaft“, konstatiert das Lexikon des internationalen Film. Gerade diese seine revolutionäre Ästhetik bewies beständige Gültigkeit und anhaltende Faszination, diente sie doch Künstler*innen aller Sparten ebenso wie Filmschaffenden selbst über Generationen hinweg als Inspiration.
In Bad Ischl ist die restaurierte Originalfassung, allerdings in ihrer auf etablierte Spielfilmlänge gekürten Version, zu erleben. Wie einst in der Hochblüte des Stummfilms erklingt dazu Livemusik. An der Orgel begleitet der französische Meisterorganist und herausragende zeitgenössische Komponist Thierry Escaich, improvisatorisch und interpretatorisch, die expressionistischen, dystopischen Zukunftsbilder Fritz Langs.

Metropolis ist die Stadt der Zukunft. Während die Arbeiterschaft der „Unterstadt“ ein sklavenähnliches Dasein fristet, lebt die Oberschicht, umgeben von Wolkenkratzern und Maschinen, im Luxus. Herrscher von Metropolis ist Joh Fredersen, der aus einem modernistischen „Turm zu Babel“ die Stadt steuert und überwacht. Das Volk der ArbeiterInnen ist in seinen Augen minderwertig und lediglich im Status von DienerInnen sinnvoll eingesetzt.
Sein Sohn Freder trifft eines Tages auf Maria und verliebt sich in in diese geheimnisvolle Frau aus der Unterstadt. Auf der Suche nach ihr erfährt er die Not der ArbeiterInnen und stellt sich gegen seinen Vater, ohne ihn jedoch von seinem diktatorischen Kurs abzubringen. Nach diesem erfolglosen Vermittlungsversuch beteiligt sich Freder an einer Revolte der arbeitenden Massen. Ein vom Erfinder Rotwang konstruierter menschenähnlicher Roboter ist dem Aussehen von Maria nachempfunden und trägt so zu Täuschung und Verwirrung bei. Der einleitende wie abschließende Sinnspruch rahmt die Handlung mit den Worten: „Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein“.

 

 

 

Vorprogramm

20:00 Uhr, Lehár Theater: Kinoorgeln und ihre Spieler - Historische Aufnahmen, präsentiert von Gerhard Hartmann